150
Bibliothek im Bahnhof Luckenwalde

Realisierungswettbewerb mit Martina Wronna 2005 | 1. Preis Realisierung 2005 - 2008

Realisierungswettbewerb mit Martina Wronna 2005 | 1. Preis Realisierung 2005 - 2008

Mit der Projektidee, die Bibliothek Luckenwalde im ungenutzten, unter Denkmalschutz stehenden Bahnhof Luckenwalde unterzubringen, ergab sich die Chance, dem Bahnhof seine zentrale Bedeutung im Stadtgefüge zurückzugeben und der Bibliothek neue Räume für ihre engagierte Arbeit zu eröffnen. Die Bibliothek hat als wichtige öffentliche Einrichtung das Potential, das strukturschwache Umfeld des Bahnhofs zu stabilisieren, eine neue Identität des Ortes aufzubauen und als Impulsgeber für künftige Entwicklungen im Bahnhofsumfeld zu wirken.

Die Voraussetzung für die Umnutzung des Personenbahnhofs zur Stadtbibliothek ist die Abtrennung des Post- und Güterbahnhofs und die Entflechtung der Nutzung der Bahnhofsgebäude und der Erschließung der Bahngleise. Mit dem Rückbau der eingeschossigen Anbauten – zwischen Bahndamm und Personenbahnhof – konnte ein vom Gebäude unabhängiger Zugang zu den Bahngleisen geschaffen werden, unabhängig von der Nutzung des Gebäudes.

Ein wesentlicher Baustein des Entwurfs ist der Anbau der Kinder- und Jugendbibliothek. Dieser Anbau hat die Aufgabe, den Bahnhof im städtischen Raum neu zu verankern: Mit dem markanten, in zwei Achsen räumlich verkippten Baukörper auf der Westseite werden neue Bezüge zur städtischen Umgebung aufgebaut. Das Gebäudevolumen wird in die Achse der Käthe-Kollwitz-Straße hinein verlängert und baut einen Bezug zu den Achs- und Sichtbeziehungen des Stadtgefüges auf. Der Bahnhofsplatz erhält mit dieser stadträumlichen Akzentuierung einen räumlichen Abschluss auf der Westseite. Der Anbau interpretiert das Prinzip der ineinander verschachtelten Kuben des Bestandsgebäudes, spielt mit dessen Bildungsgesetz und schließt es mit einer eigenständigen Kubatur ab. Die markante Fassadengestaltung mit einer goldschimmernden, schuppenartigen Haut unterstreicht diese stadträumliche Akzentuierung. Im Innern eröffnet der Anbau Kindern und Jugendlichen besondere Räume, deren Charaktere den Bedürfnissen und Sehnsüchten seiner jungen Nutzer gerecht zu werden suchen. Damit wird die besondere Stellung der Kinder- und Jugendbibliothek innerhalb der Bibliothek hervorgehoben.

Das denkmalgeschützte Bestandsgebäude umfasst sehr unterschiedliche Räume: von den großzügigen ehemaligen Wartesälen bis zu den kleinteilig strukturierten Wohnbereichen. Ziel der Umbaumaßnahmen ist es, großzügige Verbindungen der verschiedenen Bereiche zu ermöglichen und fließende Räume zu schaffen, in denen sich die Besucher selbstverständlich bewegen und orientieren können. Gleichzeitig gilt es, die besondere Atmosphäre der einzelnen Räume mit ihren historischen Materialien und Farben zu stärken. Das Farbkonzept sieht vor, die Farben und Einbauten einerseits den jeweiligen Räumen anzupassen, andererseits in der räumlichen Abfolge zu einer zusammenhängenden Sequenz zu entwickeln: Jedem Raum sind besondere Rottöne zugewiesen worden, die unterschiedlich auf die Bestandsfarben und -materialien reagieren. Es ergibt sich eine Sequenz unterschiedlicher Rottöne, die den Besucher durch das Gebäude begleitet.
Team Katharina Feldhusen, Ralf Fleckenstein, Martina Wronna als wff Architekten
Kooperation LPH 6-8 Stephan Holtz
Mitarbeit Kristin Weber, Radek Joswiak, Burkhard Köhler, Silvia Brock
Tragwerk IBS, Dallwitz-Hoppegarten mit Marko Ludwig
Planung Elektro IB Müller, Luckenwalde
Planung HS IB Voigtlaender
Auftraggeber Stadt Luckenwalde / Stadtplanungsamt
Zielbestand 70.000 Medien
Nutzfläche 1.093 m² HNF
Baukosten 3.400.000 EUR brutto (KG 200-700)

Fotograf Andreas Meichsner